Rastafari

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Diese Seite soll euch über die Geschichte und die Lebensart der Rastas informieren. Keiner der Inhalte ist dazu gedacht irgend jemanden zu beleidigen. Es ist eine einfache Ansammlung von Fakten, die auf der Bibel und geschriebener Geschichte basieren. Auch wird niemand gezwungen das Gleiche zu glauben, noch soll diese Seite dazu auffordern Gesetze zu übertreten. Danke an die Autoren, von welchen ich einige Teile kopiert habe.

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MARCUS GARVEY

 

Als der schwarze Jamaikaner Marcus Garvey Anfang des 20. Jhd. einen schwarzen Nationalismus predigte, löste er damit in Nordamerika eine Massenbewegung aus. Auf Jamaika wurde er Begründer der "Back to Africa" - Bewegung. Er predigte die Ebenbürtigkeit von Schwarz und Weiß und versuchte das gebrochene Selbstwertgefühl der Schwarzen aufzurichten, indem er sie aufforderte zu ihren eigenen Wurzeln zurückzukehren und die ihnen aufgezwungene westliche Kultur abzulegen. Das wahre Land ist Zion, Zion in Afrika, aus dem die Weißen die Schwarzen verschleppt haben.

Garvey’s Endziel war die Rückkehr aller Schwarzen nach Äthiopien, dem einzigen nie kolonialisierten selbständigen afrikanischen Land. In seiner Sprache ein Synonym für ganz Afrika.

 

"Wenn der weisse Mann die Idee eines weissen Gottes hat, lass ihn Gott verehren, wie er das wünscht. Wenn der Gott des gelben Mannes von seiner Rasse ist, lass ihn Gott verehren wie er ihn sieht. Wir, Schwarzen haben ein neues Ideal. Unser hat Gott hat keine Farbe. Da es aber menschlich ist, alles aus der eigenen Sichtweise zu sehen und die Weissen ihren Gott aus weisser Sicht sehen, haben wir (erst) jetzt angefangen Gott aus unserer Sichtweise zu sehen. Der Gott Isaac’s und der Gott Jakob’s  lassen IHN (HIM) für die Rasse, die an den Gott von Isaac und Jakob glaubt, existieren. Wir Schwarzen glauben an den Gott Äthiopiens, den immerwährenden Gott – Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist, den einen Gott aller Zeiten. Das ist der Gott an den wir glauben, aber wir sollen IHN (HIM) aus der äthiopischen Sichtweise verehren.“

 

1919 gründete Garvey die Schifffahrtslinie Black Star Line, die die Transportverbindung nach Afrika herstellen sollte. Er stellte Aktien nur für Schwarze bereit und nahm Millionen von Dollar ein, indem er einzelne Anteile zu 5 $ verkaufte. Trotz konstanter Verfolgung durch die Behörden kaufte die Gesellschaft einen alten Baumwollfrachter und begann 1920 den Handel zwischen Jamaika und New York aufzunehmen.

 

Seine auf 3 Millionen Anhänger geschätzte Bewegung "Universal Negro Improvement Association" (UNIA) stellte damals einen beachtlichen politischen Faktor dar.

 

"Was wir glauben"

Die Universal Negro Improvement Association befürwortet die Vereinigung und Mischung aller Schwarzen in eine starke und gesunde Rasse. Sie glaubt, dass die schwarze Rasse so gut ist wie alle anderen auch und deshalb stolz auf sich selbst sein soll, wie andere es auch sind. Sie glaubt an die spirituelle Vaterschaft Gottes und an die Brüderschaft der Menschheit. Sie glaubt an die soziale und politische Trennung aller Leute, so dass sie für ihre eigenen Ideale und Zivilisationen werben, mit dem Privileg des gemeinsamen Handels und Geschäftemachens. Sie glaubt an die Förderung einer starken und machtvollen schwarzen Nation in Afrika. Sie glaubt an die Rechte aller Menschen.“

 Marcus Garvey, President-General, 1.1.1924"

 

Großen Einfluß übte er auf junge afrikanische Politiker aus – so z.B. auf "Zik" Azikiwe aus Ghana, Kwame Nkrumah aus Ghana und Jomo Kenjatta aus Kenia, die später ihre Länder in die Unabhängigkeit führten. In den Vereinigten Staaten kam es unter Garveys Einfluss zu der berühmten Busfahrt von Montgomery, die die Bürgerrechtsbewegung auslöste.

 

1921 gründete Garvey in New York die "African Orthodox Church" bevor er 1925 aufgrund fingierter Beweise wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis kam und 1927 nach Jamaika abgeschoben wurde.

Er starb 1940 in aller Stille in London, der Leichnam wurde feierlich nach Jamaika überführt und in einem Mausoleum beigesetzt.

 

Garvey wird seit der Unabhängigkeit Jamaikas als Nationalheld verehrt. Einer seiner wichtigsten überlieferten Sätze ist:

 

"Schaut nach Afrika, wenn ein schwarzer König gekrönt werden wird, dann ist der Tag der Erlösung nahe!"

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HAILE SELASSIE

 

Im November 1930 wurde der Äthiopier Ras Tafari Makonnen in einer triumphalen Zeremonie zum Kaiser seines Landes gekrönt. Er legte seinen bürgerlichen Namen Ras Tafari (Ras = Fürst) ab und nannte sich seine kaiserliche Majestät Haile Selassie I (Kraft der Dreieinigkeit). Haile Selassie gilt als der 225. Nachfahre der königlichen Linie von David. Ein Erbe des König Solomon und der Königin von Sheba (Saba).

 

Am 7. Oktober 1928 wurde er zum König (negus) gekrönt. Auf dem Weg dorthin exekutierte er mehrere Rivalen. Zum Kaiser bzw. "König der Könige" (Negusä nägäst) wurde er erst am 2. November 1930 gekrönt, nach dem mysteriösen Tod der Kaiserin Zawditu. Sein vollständiger Titel lautet:

 

His Imperial Majesty Haile Selassie, King of Kings, Lord of the Lords, Conquering Lion of the tribe of Judah, Elect of God, Emperor of Ethiopia.

 

Jamaika

Die Anhänger Garvey’s in Jamaika lasen von diesem Ereignis und konsultierten ihre Bibel nach einem Zeichen: Könnte dies der Schwarze König sein, von dem Garvey sprach?

 

Offenbarung 5:2,5

"Und ich sah: Ein Engel rief mit lauter Stimme: Wer ist würdig die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen? Aber niemand im Himmel, auf der Erde und unter der Erde konnte das Buch öffnen und es lesen. Da weinte ich sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und zu lesen. Da sagte einer von den Ältesten zu mir: Weine nicht! Gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel Davids, er kann das Buch und seine sieben Siegel öffnen."

 

Für viele Schwarze war dieser Tag die Erfüllung von Garvey’s Prophezeiungen. Haile Selassie wurde als lebendiger Gott angesehen, der die Rückkehr und Wiedervereinigung aller Schwarzen in Afrika bereiten würde. Auf Jamaika bildete sich eine religiöse Gemeinschaft, deren Mitglieder sich nach Haile Selassies bürgerlichem Namen "Rastafarians" nannten.

 

Jah Lloyd erläutert die Bedeutung dieses Namens:

"[...], das Wort "Rastafari" ist ein amharisches Wort und daher ein ursprünglicher Laut der Schöpfung. Seine Deutung ist die folgende: "Jah" heißt Jehova, "Ras" bedeutet Haupt, und "Tafari ist ein passives Verb mit der Bedeutung "gefürchtet werden". Zusammen ergibt das also: "das Haupt des Allmächtigen, der Wert ist gefürchtet zu werden"."

 

Anfang der dreißiger Jahre berichtete die jamaikanische Tageszeitung "Daily Gleaner" von einem "Niyabingi"-Orden in Äthiopien und im Kongo, der angeblich von Selassie persönlich geführt und der weißen Rasse einen vernichtenden Krieg geschworen hatte. Die jamaikanischen Rastafarians begriffen sich ebenfalls als Niyabingi-Krieger in der Armee ihres Gottes und schworen "Tod allen weißen und schwarzen Unterdrückern".

 

Die Glaubensätze waren etwa bis 1953 gültig. Es ist ihre Aussage, dass Schwarze, durch den langen Weg der Unterdrückung in Babylon geprägt, eine andere, höhere Ebene der Erleuchtung erreicht haben und somit auserlesen sind.

 

Die Rastafari-Religion bekam massenhaft Zulauf aus den Ghettos, da sie es den Schwarzen ermöglichte ein neues Selbstwertgefühl aufzubauen, Stolz zu entwickeln und sich spirituell zu emanzipieren. Haile Selassi-Bildnisse wurden wie Reliquien verehrt und galten zugleich als Pass und Visum für die baldige Einreise nach Äthiopien.

 

Äthiopien

1936 musste Haile Selassie – nach der Invasion seines Landes durch die italienischen Faschisten geführt von Mussolini – ins Exil, zunächst nach Jerusalem, dann nach England. Im Mai 1940 rettete Winston Churchill ihn aus seinen Schwierigkeiten, als Italien als Feind Großbritanniens offiziell in den zweiten Weltkrieg eintrat. Von den Briten nach Khartum eingeschmuggelt, organisierte Selassie in den Wüsten des Sudan eine Armee. Am 5.Mai 1941 gelangte er wieder auf seinen Thron in Addis Abbeba. Seine Krönung und der Sieg über die weißen Angreifer ließ sein Ansehen in der Schwarzen Welt gewaltig wachsen.

 

Er führte Reformen durch und wollte Äthiopien in ein modernes Land verwandeln. 1955 erließ er eine neue Verfassung, die allen seinen Untertanen das allgemeine Wahlrecht und Gleichheit nach dem Gesetz zusprach, aber das Dokument enthielt einen entscheidenden Vorbehalt:

 

"Kraft seines kaiserlichen Blutes sowie der Salbung, die ER empfangen hat, ist die Person des Kaisers heilig. Seine Würde ist unverletzlich und seine Macht unbestreitbar".

 

Jamaika

1958 lud ein anderer, selbst ernannter Rasta-Führer ca. 300 Brüder zu einem großen "Niyabingi" ein. Sie gaben sich 21 Tage lang dem Ganja-Rauchen, Trommeln, Tanzen und der Liebe hin. Eine militante Fraktion der großen Bruderschaft versuchte schließlich den Victoria-Park zu besetzen, um von dort aus die ganze Stadt im Namen Selassies zu erobern.

 

1959 verkaufte ein weiterer Rasta-Prediger erneut Schiffstickets für den von ihm benannten Termin für die Rückfahrt nach Afrika: den 5. Oktober 1959. Leider tauchte an dem Tag aber kein Schiff am Horizont auf: Er wurde verhaftet und ließ seine Brüder, die all ihr Hab und Gut verkauft hatten, obdachlos im Ghetto Kingstons zurück.

 

Die Forderung nach der Afrikamission wurde von Manley, dem Vorsitzenden der Jamaika Labour Party als erster realisiert - denn er wusste, dass sie in einem Fiasko enden muss. Es wurde gesagt Haile Selassie wäre durchaus bereit, Jamaikaner in seinem Land aufzunehmen, nur sollten es bitte nicht diese langhaarigen, marihuana-rauchenden Rastas sein, die sich weigerten Steuern zu zahlen. Ärzte, Ingenieure und andere hochqualifizierte Einwanderer wären hingegen willkommen. Diese wussten jedoch, dass sie in Jamaika besser leben konnten als in Äthiopien.

 

Äthiopien

1960 gab es in Äthiopien eine Palastrevolte, die von Haile Selassie’s Sohn, Kronprinz Asfa Wossen, unterstützt wurde. Von seinem Staatsbesuch in Brasilien zurückgekehrt, ließ der Kaiser den Aufstand niederschlagen. Erklärtes Ziel des Umsturzversuches war es gewesen, ein neues Regime einzusetzen, das einen rascheren gesellschaftlichen und ökonomischen Fortschritt gewährleisten sollte.

 

Jamaika

Im April 1966 hat Norman Manley dann - sozusagen als Trostpflaster - Haile Selassie nach Jamaika eingeladen. Hunderttausende drängten sich hinter den Absperrungen auf dem Flughafen. Es regnete in Strömen. In dem Moment als die Tür der Maschine aufging und der Kaiser heraustrat, riss die Wolkendecke auf und die Sonne schien auf das Rollfeld herunter. Die Rastas gerieten durch dieses "himmlische Zeichen" in einen Taumel der Begeisterung und waren nicht mehr zu halten. Sie rissen die Absperrungen nieder und stürmten jubelnd auf das Rollfeld.

 

Während seines Besuchs in Jamaika äußerte sich Selassie weder zum Rastafari-Kult noch zu seiner angeblichen Göttlichkeit. Dennoch verbreitete sich bei den Rastas sehr schnell ein Gerücht, demzufolge der Kaiser einigen Rasta-Älteren ein geheimes Dokument übergeben habe, in dem er sie aufforderte, Jamaika zuerst aus den Klauen des Neokolonialismus zu befreien, bevor sie nach Afrika auswanderten: "liberation before immigration". (Befreiung vor Einwanderung)

 

Dadurch wurde ein wunder Punkt in der Rasta-Religion beseitigt, denn die bisher nicht erfüllte Prophezeiung der Erlösung des schwarzen Volkes durch die Rückkehr nach Afrika wurde nun auf einen unabsehbaren Zeitpunkt vertagt...

 

Äthiopien

Selassie begann nach der Palastrevolte sein Volk über seine politischen Ziele per Rundfunkansprache zu informieren, doch viele waren der Meinung, er täte zu wenig und es sei überdies zu spät. Eine winzige Fraktion der intellektuellen Elite Äthiopiens machte sich in den frühen 70ern bemerkbar, als das so genannte Horn von Afrika zu einer der strategisch wichtigsten und politisch unsichersten Regionen der Welt wurde. Die USA schickten Militärhilfe, um die äthiopische Armee zu stärken. Die Sowjetunion bewaffnete den ewigen Feind Somalia und unterstützte den revolutionären Befreiungskampf in der Region Eritrea.

 

Am 27.August 1975 "starb" Haile Selassie.

 

"You nuh cyan bury Jah" sagen die Rastas, "Jah kann man nicht begraben.

 

Daher ist auch nach dem Tod von Haile Selassie Äthiopien das Land der Verheißung und "Jah Rastafari" lebt, denn Gott stirbt für die Rastafarians niemals.

wie man Dreadlocks macht & interessante links (E)

Denk-und Lebensweise der Rastafarians

 

Rastafari ist gelebte Religion, und die Faszination, die es auch auf westliche weiße Linke ausübt, erklärt sich nicht nur durch die Exotik und die hypnotisierende Musik, sondern auch durch die Haltung der Rastas gegenüber dem "System" und die konsequente Umsetzung von philosophischen Grundsätzen in gelebte "Alternativen".

Auf die Frage was die Rasta-Identität eigentlich ausmache, antwortete Lloyd:

 

"...as I would say: Rastafari Identity is Rastafari, who feels it - knows it, who never know it - a go feel it, seen" 

 

 

Oneness

Die gesamte Lebensweise der Rastas ist von der "oneness" bestimmt. Oneness ist Ausdruck des Gefühls der Zusammengehörigkeit zwischen den Rastafarians, aber auch Ausdruck einer universalen Liebe, des Gefühls der Durchdrungenheit von Gott. Viele Rastafarians leben gemeinschaftlich zusammen. Besitz ist insofern nicht bekannt. Im Idealfall wird Land, das benötigt wird, einfach genommen.

So steht es im Psalm 24:1: "Die Erde ist des Herren und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen"

 

Arglist, Stehlen, Lügen, Habsucht, Eifersucht, Neid, Haß, Verrat sind verurteilungswürdige Verhaltensformen. Es herrscht in vielen Aspekten des Lebens eine Gleichberechtigung, aber nicht weil es Gesetze gibt, sondern einfach durch die konsequente Auffassung von der Allgegenwart Gottes. Sich über einen anderen zu stellen, würde bedeuten, Gott in ihm zu verachten.

 

 

Sprache

Ein anderer Ausdruck der Gleichheit spiegelt sich im Rasta-Dialekt wieder, der sog. I'n'I-Sprache (Ich-und-Ich-Sprache): Wenn Rastafarians von Gemeinschaft sprechen, gebrauchen sie statt "wir" den Ausdruck "I and I", "ich und ich".

 

Ras Historian interpretierte es so:

 

"'Ich' in der normalen englischen Sprache 'I', ist die erste Person. Du, er, sie, es folgen als zweite und dritte Person. Wenn ich und Ich als Rastafarian die Zahlen betrachte, so kommt Eins zuerst. Sogar zwischen dem Zeichen 1 (eins) und I (für "ich") gibt es eine gewisse Ähnlichkeit. Deshalb betrachte Ich und Ich jedes Individuum, das ein Mitglied der Rastfarians ist, immer als "I". Anders gesagt, ein jeder ist immer der Erste. Denn es ist nur die Gesamtheit aller, die dieses ganze Ich bildet und so den vollkommenen Zustand hervorbringt."

 

Nach Dennis Forsythe, einem Soziologen und Rastafarian, unterscheidet man ein "little I" und ein "big I":

 

"Das "little I" oder Ich (für englisch me) bezieht sich auf das untere Selbst des Menschen, auf seinen Körper, sein Ego, jenen Teil von ihm, der geboren wurde und sterben wird. Es ist dieses "little I", das Begierden, Streben, Elend, Glück erlebt, Handlungen vollzieht und den Tod fürchtet. Es ist das äußere Gewand des "Big I", ein Instrument, durch das sich das "Big I" auf der materiellen Ebene manifestiert."

"Das "Big I" ist das ewige unsterbliche oder wahre Selbst, das niemals geboren wurde und niemals sterben kann. Es ist der Geist des Göttlichen und Heiligen, das in der Tiefe eines jeden seinen Sitz hat."

 

Das Ziel der Rasta-Anhänger besteht also in der Erkenntnis des Selbst und in der Verschmelzung von "little I" und "Big I". Diese Selbstverwirklichung wäre dann "I-nity" bzw. Unity (Einheit).

Für die Rastafarians ist die Sprache gewissermaßen ein heiliges Instrument und kein bloßes profanes Kommunikationsmittel. Sprache geht zurück auf den Schöpfungungsbericht der Bibel:

 

"Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Jah, und Jah war das Wort"
(Joh.1,1)

 

Hierin sieht der Rastafarian einen Beweis dafür, daß Worte nicht nur Klang haben, sondern auch Kraft. Mit den Begriffen Wort, Klang und Kraft (word, sounds and power) korrespondieren Geist, Sprache und Herz, die in eins schwingen und die Erleuchtung des Denkens und Fühlens ermöglichen.

 

"Durch Sprechen erneuert Rasta das Universum; Mitgefühl, Demut, Liebe und Harmonie anstrebend"

 

Zur vollsten Entfaltung kommt die Sprache im "Reasoning", der Gesprächsform der Rastafarians. Während des nächtlichen Rauchens werden Inspirationen mitgeteilt und in langen Gesprächen diskutiert. Hierin ist ein sakraler Akt zu sehen, vergleichbar mit dem Gebet. Die nächtliche Zeit ist zudem die heilige Zeit, da die Tageszeit fest im Griff von Babylon ist.

 

Das Reasoning ist auch noch in weiterer Hinsicht von Bedeutung: Rastafari ist nicht nur als eine Bewegung anzusehen, also solch eine ohne Führer, sondern auch als eine solche, die am ehesten das protestantische Prinzip vom Priestertum aller Gläubigen zu verwirklichen scheint.

 

 

Rasta-Frauen

Eine Rasta-Frau wird entweder als "sister" oder als "daughter" bezeichnet. Es ist Frauen verboten Hosen zu tragen. Im fünften Buch Mose 22,5 steht:

 

"Eine Frau soll nicht Männersachen tragen, und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem Herrn, deinem Gott, ein Gräuel"

 

Homosexualität wird strikt abgelehnt, ist sie doch aus biblischer Sicht verwerflich.

 

Zitat aus DER BRIEF DES PAULUS AN DIE RÖMER, 1. Kapitel:
"1,26 Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; 1,27 desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen."

 

Zitat aus DAS DRITTE BUCH MOSE (LEVITIKUS), 18. Kapitel: Verbot geschlechtlicher Verirrungen


"18,22 Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel."

und

ebd., 20.Kap:

 

"20,13 Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen."

 

Während ihrer Menstruation gelten Frauen als unrein und werden der Gemeinschaft ferngehalten. Das, weil es so in der Bibel steht. Auch sichtbar im patois-Fluchwort "blood-clot" (Bluttuch).

 

 

 

Ernährungs-Gewohnheiten

"Damit der Kopf denken kann, muss der Körper gesund sein" sagen die Rastas

Rastafarians trinken keinen hochprozentigen Alkohol und lehnen "künstliche" Nahrung sowie Fleisch ab. Sie glauben, daß Fleisch, Fisch Geflügel oder Eier den Magen zu einem "Friedhof" machen, da man sich totes Fleisch einverleibt. "Agridishes" bzw. Nahrung, die in der Erde gewachsen ist, sowie absolut frische natürliche Nahrung ist "ital". Ital leitet sich von I und vital = Lebenswichtig ab, verbunden mit der Nebenbedeutung "natural", natürlich.

Die Nahrung soll gesund und frisch sein, ohne Zusätze von Salz oder chemischen Stoffen zur Färbung oder Konservierung. Dosennahrung gilt ohnehin als "beerdigte Nahrung".

Auch die Küchengeräte sollten aus natürlichen Materialien hergestellt werden.

 

Mehr über was man essen kann und was nicht, werdet ihr unter Leviticus, Kap. 11 und Deuteronomium 14,3 - 21a finden.

 

 

Rastafarians und die Gesellschaft

Rastas leisten keine Lohnarbeit, denn "Lohnarbeit ist Sklaverei". Sie bevorzugen Arbeit als Handwerker, Händler oder Fuhrunternehmer, Maler, Bildhauer, Dichter oder Musiker.

 

Innerhalb des Rastafari gibt es außerdem verschiedene Gruppierungen: den Niyabinghi-Orden, die Twelve Tribes of Israel, die Ethiopian Orthodox Church, Mystic Revelation of Rastafari Bobo Ashanti u.a., deren Auslegung dessen, was Rastafari ist, unterschiedlich strikt ist.

Auch wegen des Genusses von Ganja geraten sie häufig in Konflikt mit dem Gesetz und die Strafen sind hart. Für die Rastafarians ist die herrschende Strafverfolgung eine massive Unterdrückung und reine Schikane. Das drückt sich auch in der Musik aus.

 

Auch mit ihrer äußeren Erscheinung ziehen die Rastafarians viel Unwillen auf sich. Sie tragen Dreadlocks und pflegen einen lässigen Kleiderstil. Daß eine solche nonkomformistische Lebenshaltung beim Gegenüber oft Angst und Ablehnung erzeugt, kennen wir auch von unserer Gesellschaft. Oft wird Rasta-Kindern mit Dreadlocks der Besuch der Schule verboten.

 

Rastas nehmen an keinen Beerdigungen teil, da sie nicht an den Tod glauben. „ Der Tod ist ein chemischer Prozess: Nichts geht verloren, es ändert nur seine Form.“

 

 

 

Dreadlocks

Dreadlocks sind ein Symbol der Hingabe. Sie sind die Antennen zu Gott. Sie sind Symbol für Würde und Ehre, und ein bildliches Symbol der Löwenmähne. Auch hier folgen die Rastafarians den Empfehlungen der Bibel:

Leviticus 21,5: "They shall not make baldness upon their head [...]".

 

 

Siehe auch Numeri 6,5: “().. soll auch kein Schermesser sein Haupt berühren, bis die Zeit abgelaufen ist, die er sich dem Herrn als Nasiräer geweiht hat. Er ist heilig, er muss sein Haar ganz frei wachsen lassen.”

 

Und Richter, 13,5: “Es darf kein Schermesser an sein Haupt kommen, denn der Knabe wird von Geburt an ein Gott geweihter Nasiräer."

 

Dreadlocks sind Kraft; siehe auch die Geschichte von Samson und Delilah in der Bibel.

 

Je länger die Dreadlocks eines Rastafarian, desto länger folgt dieser der Rasta-Überzeugung des heiligen Weges des Lebens, könnte man bezugnehmend auf die Traditionen sagen. Ein Rasta ohne Dreads ist ein "Baldhead" - er kann nicht ernst genommen werden.

 

Rastas, die zur Befragung zur Polizei mussten, wurden dort die Dreads abgeschnitten, als ein Akt der öffentlichen Verleumdung und sozialen Kontrolle über die Bewegung. Rastas sind über diese Grausamkeiten sehr wütend, denn die Dreadlocks sind sehr bedeutsam für ihre spirituelle Überzeugung. Sie glauben, dass sie klarer denken können und Gefahr um sie herum dank der Dreadlocks spüren können. Sie denken, daß es ihnen möglich ist, dank dieser natürlichen "Rezeptoren", Inspirationen von Jah zu erhalten. Wenn ein Rastafarian sein Haus verlässt, um "in die Welt" zu gehen, trägt er eine wollende Mütze, den sog. "tam", die oft die Farbe rot, gold und grün hat.

 

"Rot, für das Blutvergießen unter den Suffarahs (Leidenden) seit den Tagen der Sklaverei! Gold, für den Reichtum, den man den Suffarahs gestohlen hat, seit Salomons Tempel erbaut wurde! Grün, für das gelobte Land in Afrika, das die Heimkehr des schwarzen Mannes erwartet."

 

 

Ganja

Ganja oder Marihuana, auch "herb" genannt, ist das Brot Jerusalems, Königsbrot, Brot des Lammes, Kraut der Weisheit, Kraut Salomos.

Ganja, Cannabis sativa, ist das heilige Kraut der Rastafarians, von dem an mehreren Stellen in der Bibel gesprochen wird:

 

"Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut,
das Samen bringt,
ein jedes nach seiner Art.
Und Gott sah, das es gut war"
(1.Buch Moses 1:12)

 

Ganja spielt eine wichtige Rolle bei der religiösen Versenkung, da es tiefe und klarere Einsichten in das Leben vermitteln soll. Es soll eine Verbindung mit der Seele herstellen.

 

"Das Ritual des Herumreichens der Pfeife, der Schluck aus dem Kelch (chalice), ist Teil der Verehrung Jahs; dies wird als eine Anrufung der universalen Kraft des Allmächtigen verstanden. Das Rauchen des Krautes in einer Versammlung symbolisiert Vereinigung und Einheit, I-nity, unter denen, die da vor Jah versammelt sind. Es verbindet die Anwesenden in der Fülle der göttlichen Kräfte, schafft einen vibrierenden Austausch von Meditation zwischen allen, die am Sakrament teilhaben."
(Itations of Jamaika zit. nach Loth, 1991)

 

Hierzu der Soziologe und Rastafri Dennis Forsythe:

 

"Für die Brüder ist Ganja der mystische Leib und Blut von 'Jesus' - das Brandopfer für Gott, aus Feuer gemacht - welches den einzelnen sehen und erkennen läßt den ‚lebendigen Gott' oder den 'Gott-im-Menschen'. Sie leiten ihre moralische Berechtigung zum Gebrauch der Kräuter aus ihren persönlichen Erfahrungen mit der Pflanze und auch aus dem Buch der Genesis ab, das den Gebrauch von 'allen Pflanzen, die Samen bringen', gestattet."

 

Es wird gesagt, dass Ganja als Nahrung für das Hirn und als Allheilmittel gelte. So hilft es bei Asthma, Erkältung, Magenverstimmung, Fieber, Rheumatismus, Grauem Star, Trumbose und vielem mehr. Es wird von keinem Rasta als schädlich empfunden.

Ganja wird geraucht, aufgebrüht als Tee getrunken, im Essen verwendet und äußerlich aufgetragen. Man macht daraus Seile, kosmetische Produkte und vieles mehr. Sein Gebrauch produziert psycho-spirituelle Effekte und hat sozio-religiöse Funktion. Es wird gesagt, dass es Visionen hervorrufe, die Gefühle vertiefe, kreative mache und Ruhe für den Geist bringe.

 

In den 60er Jahren dieses Jahrhunderts war der Export von Ganja in die USA ein Multi-Millionen-Dollar-Geschäft - jährlich. Es war hoch durchorganisiert und in der Hand von Kleinbauern und Rastas. Allerdings stehen Produktion, Genuss und Verkauf von Ganja leider unter Strafe. Trotzdem gilt sein Anbau als wichtiger Zweig der Landwirtschaft.

 

Reggae-Sänger Ras Midas über Ganja:

 

"Ich will etwas über das Kraut sagen und darüber, was das Kraut mit unserer Kultur und unserer Musik zu tun hat. Der richtige Name für das Kraut ist Cannabis. Es ist das einzige lebende Kraut in der Schöpfung, das der Mensch sowohl als Tee trinken als auch rauchen kann. Es bringt dich in die Meditation über Jah. Wenn Ich-und Ich meine Ich-und-Ich Musik schaffe, greife Ich-und-Ich zu dem Kraut, und das Kraut führt mich in die Meditation mit Jah. Dann füttert Jah mich mit dem Wort, mit der Lyrik, dem Text und der Melodie, so daß ich das in die Realität herausbringen kann. Deshalb kämpft Babylon gegen das Kraut.

Das Kraut und die Musik sind nach dem Konzept von Rastafari die Heilung für die Völker. Überall, wo das Kraut hinkommt, überall, wo Reggae Fuß faßt, wird Rastafari sein, und das Kraut dort sein, denn du mußt mit dem Kraut kommunizieren, um zu wissen, wer Rastafari ist. Du mußt mit dem Kraut kommunizieren, um die Musik und ihr Konzept zu verstehen".

 

Ganja ist die stärkste gemeinsame Erfahrung im Rastafari. Die zentrale rituelle Aktivität der Rastas ist das "reasoning" über einer glühenden Pfeife. Die Ganja-Pfeife wird "chalice" genannt. Sie geht von Hand zu Hand um den Altartisch als rituelles Symbol von Erde, Luft, Wasser und Feuer.

 

Ras Norma:

"Babylon kennt die Weisheit, die du vom ganja-rauchen bekommst und sie müssen dich von deiner Meditation abhalten. Sie kämpfen weiter gegen I (mein) Kraut, verstehst du (overstand)? Weil I Kraut ein spezielles Kraut ist, wird es getrennt betrachtet, aber es ist auch ein Kraut. Kein Mensch kann es machen, es kommt aus der Erde, es ist ein Kraut der Weisheit und der Wahrheit. Ich denke wenn ganja legal wäre, gäbe es  positiv weniger Problem e mit Kokain und Crack. Wenn die Leute das Kraut rauchen würden, wäre es Meditation, Demut würde sie zur Selbstbesinnung bringen (i-tate), verstehst du (overstand)? Aber wenn du Rum trinkst, ist das eine andere Szene. Wenn du dich umschaust, siehst du wer die Probleme verursacht. Es sind Crack, Heroin, Kokain, Morphium, Alkohol und Zigaretten. Kraut macht dich demütig, weil es ein heilendes Kraut ist In Guyana kommst du wegen eines Joints drei Jahre ins Gefängnis. Viele Rastas werden wegen Kraut verfolgt. Nicht für Mord oder Diebstahl von jemandem, nur für das Rauchen des Krautes. Aber die Menschheit muss sich von der mentalen Sklaverei befreien. Sie haben versucht Bruder Marley, Peter Tosh und Marcus Garvey für das Sprechen der Wahrheit zu töten. Weil Bob Babylon verbal angezündet hat. Wenn Bob noch auf dieser Erde wandeln würde, wäre jeder Rasta, weil er die Wahrheit spricht und sie in seiner Musik singt und die Wahrheit bleibt für immer. Aber sie werden mich niemals aufhalten,  denn auch wenn sie mich drei Jahre ins Gefängnis, Ich-und-Ich werden rauskommen und Ich-und-Ich werden immer noch I Kraut rauchen, weil I Kraut göttliche Meditation ist, ich bin frei, dass zu tun, was ich muss. Jah Rastafari, Selassie I sei verehrt."

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Musik

Neben dem Rauchen von Ganja ist die Musik das wichtigste Medium zur Meditation. Man sagt, Rasta sei Religion und Reggae ihre Messe.

 

Ursprünglich bestand die Musik der Rastafarians nur aus Trommeln und Sprechgesang. Seine Wurzeln liegen im Burru, eine Musikformen auf Jamaika. Es wird vermutet, dass diese Musik auf ghanaische oder nigerianische Tradition zurückgeht. Burru war eine der wenigen afrikanischen Musikstile, die die Sklavenhalter erlaubten. Die Trommeln wurden auf den Feldern gespielt, um das Arbeitstempo zu steigern. Der vom Burru übernommene Rhythmus wurde anfangs nicht von den Rastas akzeptiert und setzte sich nur langsam durch.

 

Aber in den späten 50er Jahren wurde Count Ossies Camp zu einem Kristallisationspunkt der musikalischen Entwicklung. Viele der Musiker, die in der Entwicklung des Ska und des Reggae später eine Rolle spielten, trafen sich bei Ossie zu Jam Sessions: Don Drummond, Rico Rodriguez, Roland Alphonso, Tommy McCook, Cedric Brooks und viele andere. Es flossen Elemente des Jazz, sowie des Mento und Rhythm and Blues in die Rasta-Musik ein.

 

In den 60ern teilte sich der musikalische Strom. Einerseits nimmt der Einfluß der Rastas auf die Populärmusik Jamaikas weiter zu. Andererseits bildet sich in Abgrenzung zur geschäftlichen Welt Babylons eine orthodoxe Schule des Niyabinghi-Trommels, die den sakralen Charakter der Musik betont. Niyabinghi enthält afrikanisch-stämmigen Elemente wie komplexe Trommel-Rhythmen und offbeat-Muster mit einem Bass, der den "Herzschlag" hält.

 

"Niyabinghi heisst Krieg, aber die Waffe, die wir benutzen ist Liebe, denn nur Liebe kann das Böse besiegen."
(Ras Colwin in einem Reasoning (vgl. ebd., S. 28))

 

"Der Krieg, wie ich am nächsten Tag klarkommen kann."

 

Heute wird Reggae und Rasta häufig synonym verwandt, meist aber zumindest in einem Atemzug genannt. Doch gegen solche Gleichsetzungen setzen sich die Mitglieder des Niyabinghi-Ordens zur Wehr.

 

"Reggae is some sort of a mix-up, mix-up business. Only Niyabinghi music is divine and pure Rastafari Musik."
Winston in einem reasoning

 

Ihre musikalische Äußerung wird von den Anhängern dieses Ordens als eigentliche Rasta-Musik eingeschätzt: Nur Niyabinghi-Gesänge dienen der Verehrung von Jah und können durch die Kraft von word, sounds and power - ohne die artifizielle elektrische Energie der Verstärkeranlagen - Babylon niedersingen.

 

Im Gegensatz zum Niyabinghi-Orden gibt es auch Rastafari-Orden, die nicht so strikt denken. So nutzt z.B. der Orden der "Twelve Tribes of Israel" Reggae als Transportmittel für ihre religiösen Inhalte. Reggae ist ihre kulturelle Äußerungsform.

 

Winston Rodney (Burning Spear) bezeichnet in einem Interview Niyabinghi als Quelle seiner Inspiration:

 

"The feelings of Nyabingi are coming through the music and the music is coming through the feelings of the Niyabinghi. One Order."

 

Und Freddie McGregor sagt in einem Interview:

 

"Weder die Musik und die Texte eines Bob Marley noch irgendeines anderen Reggae-Stars (sofern sie Rastafari-Inhalte vermitteln) lassen sich ohne Niyabinghi - die roots ihres Ausdrucks und ihrer vibrations - verstehen.

 

Aber Niyabinghi ist eben nur eine Ausdrucksform der Rasta-Musik. Die jamaikanische Musikwissenschaftlerin Pamela O´Gorman schrieb schon 1972:

 

"Durch die gesamte Geschichte von Ska, Rock Steady und Reggae zieht sich als roter Faden die Stimme der Rastafaris. Mal ist sie stärker, mal schwächer. Sie bringt eine neue Sprache in die Texte, einen liturgischen Charakter in die Melodie und der Rasta-Rhythmus überlagert den Pop-Rhythmus"

 

Während politische Parteien wie die sozialdemokratische PNP mit Wahlslogans wie "Power for the people" um Stimmen warben, reflektiert Reggae das Selbstbewusstsein und die Erfahrung der Mehrheit, die mit ihren Künstlern erstmals echte Repräsentanten ihres Kulturschaffens frei wählen und damit "Power of the people" ausdrücken. Das ist die eigentliche kulturelle Revolution hinter dem "Phänomen" Reggae. Wenn junge Jamaikaner heute von "klassischer Musik" reden, so meinen sie damit nicht Bach oder Beethoven, sondern - klar - Bob Marley, Burning Spear oder Mutabaruka.

 

Die Musik bleibt ein einigermaßen autonomes Medium der Kommunikation, solange die Interpreten nicht nach internationalem Starruhm streben. Denn wenn Fragen der optimalen Vermarktung ihre Schatten auf die textlich vermittelten Inhalte werfen, wird auch Reggae zum Opfer kultureller Fremdbestimmung und zum kurzlebigen aber gewinnbringenden "style and fashion".

Die Mitglieder des Niyabinghi-Ordens lehnen den Reggae als korrumpiert ab. Sie meinen, dass Reggae keine Rasta-Musik sei, da ihre Interpreten das Wort Gottes gegen Geld verkaufen würden und niemand könne zwei Herren - Jah Rastafari und dem Dollar - dienen.

Für viele Rastas bedeutet ein Einlassen auf das Reggae-business hingegen eine durchaus legitime und die letztlich aufrichtigste "Organisation" des Überlebens in Babylon. Zugleich das verabscheute System niederzusingen ("to chant down Babylon") und dafür noch vom System selbst bezahlt zu werden, entspreche - Larry in einem Reasoning zufolge - voll und ganz den gerechtfertigten Intentionen mancher Rastas.

 

Anders als die Rasta-Philosophie entstand der Reggae in den urbanen Ghetto-Bezirken. Die Musik war vorerst ein Organ der unterdrückten jugendlich urban sufferers. Erst mit dem stärker werdenden Einfluß von Rastafari auf das Medium Reggae - Mitte der Siebziger Jahre - bekam es eine globale Orientierung, die Trenchtown und Soweto zu Synonymen für ein und dasselbe Unrecht machten. Reggae ist in seinen Ursprüngen die Ausdrucksform der Schwarzen Jamaikaner, die einen Weg zu kultureller Identität und Selbstvertrauen finden wollen.

 

 

Bob Marley

Geboren wurde Bob Marley am 6. Februar 1945 von seiner jungen Mutter Cedella Marley. Sein weißer Vater, Captain Norval Sinclair Marley verschwand einen Tag nach der Hochzeit mit Cedella. Groß wurde Bob Marley teilweise in den Hügeln von St. Ann, wo er mit seiner Mutter bei seinem Großvater lebte, der ein angesehener Myalman war, und teilweise in den yards von Kingston.

Dort begann er begeistert von der Musik, die er in Kingston zu hören bekam, amerikanischem R&B, selber Lieder zu schreiben. Er träumte davon ein Star zu werden, jetzt da dank des Radios und der Plattenindustrie dieses zu einem realistischen Traum wurde. Zuvor boten Cricket, Fußball und Gewaltverbrechen eine Aussicht auf Reichtum und Ruhm – und letzteres schien noch am ehesten Erfolg zu versprechen.

Bob Marley erinnert sich, dass er als Kind eine Todesangst vor den Rastas gehabt hatte. Sie wurden von den Ghetto-Kindern als die Blackheart-Männer angesehen. Aber den Rasta-Jargon zu verwenden war äußerst hip.

Eigentlich war es Rita Marley, die Bob mit der Philosophie des Rastafari vertraut gemacht hatte. Sie sah Haile Selassie bei seinem Besuch in Jamaika und war sehr beeindruckt von ihm. Bob Marley traf dann auf Mortimo Planno, ein Rasta, der dem Divine Theocratic Temple of Rastafari in Kingston angehörte. Dieser unterwies ihn in der Denk- und Lebensweise der Rastas und mit ihm besuchte Bob Marley eine Grounation-Feier, die seit Selassies Besuch an jedem 21. April abgehalten wurden. Und es war Planno, der zu ihm sagte: "Ein Lied ist ein Zeichen".

Bob Marley hatte als Junge einen Traum, ein mystisches Erlebnis, in dem ihm von Haile Selassie, wie er nun interpretierte, ein Ring übergeben wurde. Diesen Ring soll er später tatsächlich, von Haile Selassie’s Sohn Asfa Wossen erhalten haben. Ein schwarzer Stein mit dem Bild des Löwen von Juda. Der Ring Haile Selassies, mit dem Bob Marley auf einigen Fotos zu sehen ist.

 

Anfang der 70er waren die Wailers mehr als eine Hitfabrik. Sie sorgten für die ersten Ansätze eines fundamentalen Wandels in der Haltung der Jamaikaner zu ihrer Musik. Für sie interpretierte der Rasta-Reggae die moralische Verkommenheit und die Rassenunterdrückung auf dem ganzen Planeten, erklärte sie und wies sie in seine Schranken. Sie wollten der ganzen Welt verkünden, das Reggae die Ouvertüre zur Apokalypse war.

Bob Marley trat den Twelve Tribes of Isreal bei, wie man der Rückseite des Covers seinen Albums Rastaman Vibration entnehmen konnte.

 

"Mit ihm wurde der Gedanke des Rastafari und die revolutionäre Kraft des Reggae in der Welt verbreitet. Überall in der dritten Welt wurde Bob Marley als moderner Myalman angesehen, der den Willen und die Macht besaß, - buchstäblich, wie im Übertragenen Sinne-, das Böse zu vertreiben" schreibt Timothy White in seiner Bob Marley Biographie.

 

Zion

Zion ist der Ort, wo sich alle sammeln, die die Irrlehren Babylons nicht angenommen haben. Es ist der Schnittpunkt, wo sich Judentum und Christentum treffen. Zion ist das Königreich Gottes auf Erden.

 

 

Babylon

"Babylon. Das korrupte Establishment der westlichen Gesellschaft. Der Westen und die westliche Zivilisation, gegründet auf Kapitalismus, haben sich die Herrschaft über die Menschheit angemaßt. Das Wort wird auch in der engeren Bedeutung "Polizei" verwendet, denn diese schützt ja das niederträchtige System. Manchmal wird es auch speziell als Bezeichnung der ehemaligen Kolonialmacht benutzt, dem Zentrum der Finsternis und Verderbtheit."
(aus Itation of Jamaica)

 

In der alttestamentarischen Prophezeiung meint Babylon das geschichtliche Babel. "Babylon Dread", das schreckliche Babylon nach Offb 17,5 bzw. das "Römische System" ist die furchtbare Welt, in der die Rastafarians leben müssen, das Exil, aus dem sie, heimkehren wollen in das gelobte Land. Die Auserwählten werden auf dem Berge Zion leben werden.

 

Rastafari werden keine Waffe zur Hand nehmen und sich auch nicht mit dem Blut Babylons besudeln müssen, denn Babylon wird sich selbst vernichten. Jah T. argumentiert in einem reasoning, daß Staaten wie die USA aus reiner Gewinnsucht - "They worship the dollar as their God" - Waffen an eigene Feinde verkaufen, was zwangsläufig zur Erfüllung der biblischen Prophezeihung "The wicked shall fall through their own sword" führen müsse.

 

Bongo Hu-I sagt, dass zuerst jeder einzelne Babylon als das erkennen müsse, was es ist: ein Herrschaftssystem, das auf dem Konglomerat von Religion, Politik und Handel aufbaut. Wer sich für den Rasta way of life entscheide, könne nicht umhin, zu allererst Babylon in sich selbst zu bekämpfen - durch einen zielstrebigen Rückzug aus Religion, Politik und Handel. Jeder sei nun frei von Korruption und könne durch rechtschaffende Lebensweise und vertiefte Meditation weitere Stadien der Rasta Livity erreichen.

 

Das Lied "Rivers of Babylon", vielen bekannt als "happy reggaesound" ist fast wörtlich dem Psalm 137 aus der Bibel entnommen. Er ist ein Schlüssellied der Rastafari-Bewegung in Jamaika.

 

An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten,
wenn wir Zion gedachten,
unsere Harfen hingen in den Weiden die daselbst sind.
Denn dort hießen uns singen,
die uns gefangen hielten
und in unserem Heulen fröhlich sein:
"Singet uns ein Lied von Zion"
"Wie sollen wir des Herren Lied singen
in fremden Ländern"

Eine Ballade aus den 70ern, die das unmittelbar bevorstehende Dahinscheiden des religiösen Reiches an der Mündung der Flüsse Andiene und Tiber prophezeite.

 

 

Armageddon

Das Armageddon ist der Endkampf von Gut und Böse und entspricht etwa der christlichen Vorstellung vom Jüngsten Gericht.

 

 

Irie

Ausdruck positiver Schwingungen ist das Rastawort "Irie", dass man bisweilen vom hebräischen und damit biblischen arjeh (Löwe) und Ariel (Löwe Gottes) ableitet. Löwen begleiten das Bild des Kaisers und zieren die Räumlichkeiten der Rastafaris. Nicht zuletzt ist der Löwe auch ein Symbol Afrikas.

 

 

The Lion of Judah

"The lion of Judah shall break every chain and bring us victory again and again".
 
Dieser zentrale Leitgedanke - von früheren Rastas wie Howell als anti-kolonialer Schlachtruf gegen die italienische Invasion Äthiopiens durch Mussolini postuliert - machte weiten Kreisen der jamaikanischen Bevölkerung Rastafari erstmals in der Dimension als Theologie der Befreiung bewusst. "Every chain" meint jede Form der kolonialen, politischen, sozioökonomischen, kulturellen und religiösen Unterwerfung. Rastafari konfrontiert die soziale Realität der mannigfachen Unterdrückung, "Babylon System," mit ihrer Philosophie und Kultur der Befreiung. Aus der Rasta-Religion hat sich Lebens- und Denkweise, Sprache und Musik entwickelt, die als eigenständige Kultur in der jamaikanischen Kultur zu sehen ist.
 
 

Afrika

Ist der Mutterkontinent aller Menschen. Von dort sind die ersten Menschen nach Europa und Arabien, anschliessend nach Asien und Australien und schliesslich über die damals noch begehbare Beringstrasse nach Nordamerika und in die Karibik und zu guter Letzt nach Südamerika gewandert. Wir sind alle gleichen Ursprungs mit dem gleichen Blut und den gleichen Wurzeln und daher all eins!

 

 

Buchtip

Babylon muss fallen von Girma Gebre-Selassie.

 

 

BLESSINGS AND GUIDANCE TO ALL MY RASTA SISTREN AND BREDDREN, SHALL JAH ALWAYS BE THE LIGHT IN YOUR DARKNESS!

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